Wie funktioniert eine kieferorthopädische Behandlung? Geht das auch mit meinen Zähnen? Was ist möglich, was nicht?
Eine kurze Auswahl an verschiedenen Behandlungsfällen zum Durchklicken.
Ein ganz wesentliches Organ beeinflusst die Kiefer- und Gesichtsentwicklung maßgeblich - die Zunge.
Die Zunge ist ja bekanntlich ein Muskel, bestehend aus quergestreifter Muskulatur. Sie kann willkürlich zum Sprechen, Schlucken, Schmecken, usw. verwendet werden. Abgesehen von diesen wichtigen Eigenschaften kommt der Zunge auch eine Bedeutung bei der Entwicklung des Oberkieferbreitenwachstums zu.
Zungenlage
Zungenplatz über den Schneidezähnen
In Ruhelage, beim Schlafen oder beim Schlucken ruht die Zungenspitze ca. 1 cm oberhalb der mittleren Schneidezähne. Funktioniert das korrekt, kann der Oberkiefer durch die Einlagerung der Zunge während der Wachstumsphase von selbst in die Breite wachsen. Ein ausreichender Überbiss im Seitzahnbereich ist die Folge. Ein weiterer Vorteil der Breitenzunahme ist der zusätzliche Platzgewinn für Zähne im Zahnbogen.
Falscher Zungenplatz
Falscher Zungenplatz
Ruht die Zunge jedoch zu tief oder zwischen den Zähnen, fehlt der Wachstumsdruck in die Breite. Der Oberkiefer bleibt zu schmal, es besteht kein ausreichender Überbiss im Seitzahnbereich, sondern der Überbiss ist sogar überkreuzt. Davon leitet sich der Begriff Kreuzbiss ab.
Platzmangel
Ein schmaler Oberkiefer mit zuwenig Wachstum in die Breite bedeutet zu wenig Zahnbogenlänge, und damit bleibt zu wenig Platz für die Zähne.
Offener Biss
Liegt die Zunge zwischen den Zähnen, kann auch ein offener Biss entstehen. Hier können die Zähne nicht mehr weiter aus dem Kiefer herauswachsen, weil die Zunge das Herauswachsen der Zähne durch die falsche Einlagerung verhindert.
Kreuzbiss bedeutet also "überkreuzter Überbiss" und ist meist bedingt durch einen zu schmalen Oberkiefer. Man spricht vom beidseitigen Kreuzbiss, wenn diese Fehlbisstellung links und rechts besteht. Vom zirkulären oder "rundherum" Kreuzbiss spricht man, wenn zusätzlich auch im Frontzahnbreich ein Kreuzbiss besteht.
Hier der schmale Oberkiefer einer erwachsenen Patientin. Bei fehlendem Wachstum war eine Verbreiterung mittels RPE (rapid palatal expander) nicht mehr möglich.
Zur Dehnung war in diesem Fall eine chirurgische Vorbehandlung der beteiligten Knochen notwendig.
Hier der einseitige Kreuzbiss bei einem Kind. Man beachte die falsche Zungenlage zwischen den Zahnreihen.
Details zur Kreuzbissbehandlung finden Sie hier
Die Behandlung eines Kreuzbisses im Kindesalter verläuft anders als im Erwachsenenalter. Ein Einzelzahnkreuzbiss wird anders therapiert als ein zu schmaler Oberkiefer mit Kreuzbissverzahnung.
Dehnung der Raphe mediana
Der Oberkiefer besteht aus zwei paarig angelegten Kieferhälften, die mittig über die Raphe mediana verbunden sind. Im Kindesalter ist jedoch die knöcherne Verbindung noch nicht vollständig durchbaut. Der Knochenspalt ist bindegewebig verschlossen. Dies bietet uns die Möglichkeit den Oberkiefer zu dehnen.
Schnelle Dehnung ist wichtig
Zähne bewegen sich langsam. Eine langsame Dehnung würde die Seitzähne langsam nach außen bewegen. Das wollen wir natürlich nicht. Deswegen soll man die weiche Gaumennaht durch eine schnelle Dehnung bei schmalem Oberkiefer bis zu 10 mm in drei Wochen dehnen.
Elastische Bindegewebsfasern
Das hier verwendete kieferorthopädische Gerät, RPE (rapid palatal expander) soll nun 6 Monate passiv festsitzend am Oberkiefer verbleiben, da ansonsten die elastischen Bindegewebsfasern die Knochen erneut zusammenziehen.
Dehnung der Raphe mediana
Die Dehnung der Raphe mediana ist nun nicht mehr spontan möglich, da das Wachstum bereits abgeschlossen ist. Ein MKG chirurgischer Eingriff mit Schwächung der beteiligten knöchernen Strukturen ist notwendig.
Schnelle Dehnung ist wichtig
Im Anschluss an eine SAGNE (surgical assisted Gaumen Naht Expansion) kann und soll auch eine schnelle Gaumennahtdehnung durchgeführt werden.
SAGNE
Hier sehen Sie das Ergebnis nach einer chirurgisch unterstützten Gaumennaht Dehnung.
Patient:
Schutzbrillen aufsetzen
Kopf nach hinten überstrecken
Patient spürt einen leichten Druck für 20 Sekunden
am dritten Tag etwas mehr Druck, dann wird an den nächsten Tagen kein Druck mehr gespürt.
eine deutliche Lücke wird zwischen den Schneidezähnen sichtbar
Eltern:
Stirnlampe aufsetzen
auf 2 Uhr Position sitzen wenn Rechtshänder
2 x pro Tag drehen
Wenn Sie Fragen zur Behandlung haben, bitte melden Sie sich hier!
Keine Dehnung mehr mit RPE nach Abschluss des Wachstums!